ILIAS-Blog

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Vielfältig – Innovativ – Sicher: Die ILIAS-Konferenz 2022 in Bologna

Kruse, Fabian [Fabian] - 15. Dec 2022, 10:40

Nach zwei Jahren Coronapause bot die diesjährige ILIAS-Konferenz Anfang September in Bologna allen Beteiligten eine schöne Gelegenheit, einander wieder einmal live und vor Ort zu erleben – und nebenbei (wenigstens in den Abendstunden) den Spätsommer in Italien zu genießen.

Eingeladen hatten Roberto del Mastro und sein Team vom italienischen ILIAS-Serviceprovider OC Open Consulting. Das Programm wurde dieses Jahr erstmals von einem Programmkomitee aus Mitgliedern der ILIAS-Community zusammengestellt: Claudia Glander, Katharina Riebe, Jeanette Kristin Weichler und Karin Wessels hatten die Themenschwerpunkte festgelegt und aus den zahlreichen Einreichungen ein buntes Programm gestrickt (wir berichteten).

Den Auftakt machte Anja C. Wagner mit ihrer Keynote zur „Zukunft der Arbeit und des Lernens”. Darin zeigte Wagner aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt auf, die eine große Transformation einleiten – für Unternehmen, Gesellschaft, Hochschulen und den einzelnen Menschen gleichermaßen. Denn etwa eine Milliarde Menschen müssen nach Schätzungen des Weltwirtschaftsforums in den nächsten fünf Jahren umschulen. Dabei handelt es sich nicht um einen kurzzeitigen Trend. Uns erwarte vielmehr ein „Leben im ständigen Lernmodus”, in dem klassische Abschlüsse nur noch die Grundlage der eigenen Bildungsbiografie ausmachen. Darüber hinaus gilt es, die eigenen Kompetenzen immer weiter auszubauen – unterstützt von digitalen Hilfsmitteln. E-Learning wird hier sicher einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei ist zu prüfen, wie Software und Inhalte am besten dazu beitragen können, neue Kompetenzen zu erlangen und zu vertiefen. Insbesondere die vier K-Kompetenzen werden dabei aus Wagners Sicht immer wichtiger: Kollaboration, Kommunikation, kritisches Denken und Kreativität.

Der anschließende Vortrag des Gastgebers Roberto del Mastro ging der Frage nach, wie E-Learning einen positiven Beitrag zum sozialen Wandel leisten kann. Neben der Technologie erfordert dies vor allem Mut von allen Beteiligten, auch und gerade in Krisenzeiten. Besonderen Wert legte Roberto auf die Zusammenarbeit, den Austausch und die Community – welche bei ILIAS ja stets im Mittelpunkt steht. 

Darauf legte auch ILIAS-Vereinsgeschäftsführer und Produktmanager Matthias Kunkel in seiner Präsentation wert. Er regte an, Software wie ILIAS als Infrastruktur zu begreifen, die stetiger Pflege bedarf. Diese Sichtweise teilen mittlerweile viele in der ILIAS-Community. So werden Projekte wie die Unterstützung von PHP 8 überhaupt erst möglich: Alle packen mit an, um den Code zu verbessern und zu modernisieren – auch wenn dies keinen Zugewinn an Features bedeutet.

Auf insgesamt vier Tracks konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend ihr eigenes Programm zusammenstellen. Unter verschiedenen Schwerpunkten wurden Vorträge, Workshops und Demos angeboten: Back to the Future, Diversity Management, How to …? und Wild Card. In allen Tracks war dabei gut zu sehen, wie die von Anja Wagner beschriebene Transformation durch ILIAS unterstützt wird. 

Da unsere Lernplattform so viele Möglichkeiten bietet, will ihr Einsatz gut geplant sein. Vielerorts müssen Drittsysteme an ILIAS angebunden werden, wie z.B. vorhandene Talent-Management-Systeme (z.B. SAP Success Factors) oder digitale Personalakten. Bei der Südtiroler Landesverwaltung kommen so mehr als 30.000 Benutzerinnen und Benutzer automatisiert auf die interne ILIAS-Plattform. Lernangebote im Bereich Gesundheit und Arbeitsschutz werden dort besonders viel aufgerufen. Aber auch die Themen IT-Sicherheit, Korruptionsvorbeugung und Datenschutz werden jedes Jahr tausendfach genutzt.

Neben der Konzipierung und der technischen Einrichtung einer Lernplattform ist vor allem ihre Befüllung mit Inhalten aufwändig. In Bologna wurden verschiedene Wege aufgezeigt, um die Erstellung von E-Learnings zu erleichtern. So setzt der italienische Verpackungsmaschinenhersteller IMA auf ILIAS-Medienpools, um eine Vielzahl an Wartungsinformationen zu den einzelnen Bauteilen ihrer Maschinen zu verwalten. Halbautomatisch werden daraus ILIAS-Kurse generiert, die exakt die Medien bereitstellen, die für die jeweilige – meist an Kundenwünsche angepasste – Maschine benötigt werden. Die initiale Erstellung und die laufende Aktualisierung von Inhalten ist auf diese Weise deutlich schneller und kostengünstiger.

Einen anderen Ansatz verfolgt die Firma Nolej mit ihrer Authoring-Software. Maschinengestützt erlaubt sie die schnelle Erstellung von interaktiven Videos, Quizzes, Glossaren und mehr. All diese Inhalte basieren dabei auf statischen Dokumenten, die bereits vorliegen – egal ob als Text, Audio- oder Videodatei. Sie werden über Natural Language Processing ausgewertet, aufbereitet und ggf. durch externe Inhalte (z.B. aus der Wikipedia) angereichert. Ein Export der neuen Inhalte ist anschließend über SCORM und H5P möglich.

Neben schicken und verständlichen Inhalten ist auch das Design und die leichte Verwendbarkeit des Kern-ILIAS für alle Anwenderinnen von Bedeutung. Hier zeigte Kendra Grotz von der FH Dortmund, wie im Rahmen des Projekts ILIAS.nrw daran gearbeitet wird, die Sprache in ILIAS einheitlicher und verständlicher zu machen. Auch über die Sprache hinaus soll ILIAS zugänglicher werden. Einen guten Überblick über die Thematik Barrierefreiheit und einige Beispiele zu aktuellen Verbesserungen (und  weiteren Herausforderungen) bot Wolfgang Schmidt-Sielex in seinem Praxisbeitrag. 

Die Barrierearmut war auch bei der Konzipierung der Lernplattform an der Fortbildungsakademie Herne von Bedeutung. Leicht verständlich, zugänglich und im Look passend zur Website sollte das dortige ILIAS werden, über das mehr als 1.300 Kurse im Jahr angeboten werden. Erstellt werden diese Kurse allesamt automatisiert. Kurs-Templates helfen dabei, grundlegende Informationen konsistent und leicht findbar bereitzustellen.

Auch speziellere Lösungen wurden auf der ILIAS-Konferenz präsentiert. So zeigte Lyubomir Bistrekov, wie die NATO DEEP eAcademy (Defense Education Enhancement Programme) Lerninhalte für die irakischen Streitkräfte auf ILIAS anbietet – und welche besonderen Herausforderungen die Right-to-left-Darstellung des Arabischen mit sich bringt.

Fred Neumann und Fabian Wolf vom ILIAS-Verein zeigten, wie textintensive Klausuren mit ILIAS durchgeführt werden können. Die im EDUTIEK-Projekt entwickelte Plugin-Lösung wird nach ihrer Fertigstellung die Arbeit mit langen Texten in ILIAS-Prüfungen erleichtern. Das Plugin bildet den gesamten Workflow einer E-Klausur ab: von der Erstellung der Fragen und dem Bereitstellen von Materialien über die Texteingabe durch die Studierenden, die Verwaltung der Abgaben und ihre anschließende Korrektur durch eine oder mehrere Lehrpersonen.

Viel Aufmerksamkeit erhielten Claudia Glander von Concepts and Trainings und Bernd Rumphorst von der LVM Versicherung für ihre Vorstellung des Studienprogramms. Pflichtunterweisungen effizient umzusetzen klingt für manch E-Learning-Interessierten zunächst nach einer lästigen Aufgabe – doch kann ein gelungenes Pflichtangebot durchaus als Türöffner für die ganze Lernplattform dienen. Welche Möglichkeiten das Studienprogramm bietet, zeigten die beiden beispielhaft anhand eines Trainings zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. 

Diese und viele weitere Konferenzbeiträge können nun auf Youtube angeschaut werden. Den Besucherinnen und Besuchern vor Ort vorbehalten bleibt allerdings der soziale Rahmen der Konferenz. Viele Ideen konnten vor Ort im FICO-Park in Bologna angestoßen und vertieft werden. Auch das Social Event fand dort statt. Nach einer kleinen Weinprobe ging es zum mehrgängigen Menü in die Trattoria Bolognese. Satt und zufrieden zogen einige größere und kleinere Gruppen aus der Community anschließend noch durch die Arkaden der Altstadt von Bologna.

Traditionell gab es zum Abschluss der 21. Internationalen ILIAS-Konferenz eine weitere Keynote. Luigi Vitellio von der Stiftung FITSTIC (Aus- und Weiterbildungsanbieter für den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie in der Emilia-Romagna) stellte seine Erfahrungen dar, die er im Kontext des Einsatzes von E-Learning an italienischen Hochschulen sammeln konnte. 

Letzter Höhepunkt war die Verleihung des ILIAS Community Awards. Zunächst wurden die Preisträger der Coronajahre auf die Bühne gebeten, um diese noch einmal persönlich zu würdigen. Anschließend hielten die ILIAS-Vereinsvorstände Oliver Samoila und Thomas Schroeder ihre Laudatio auf den diesjährigen Preisträger: Uwe Tesche von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Wir gratulieren an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich – und danken Uwe für sein langjähriges Engagement in der Community! Da er leider nicht selbst auf der Konferenz sein konnte, nahm sein Kollege Stefan Rüping den Preis in seinem Namen entgegen.

Vereinsvorstand Oliver Samoila bei der Laudatio.
Stefan Rüping übergab den ILIAS Community Award zu Hause in Hamburg an Uwe Tesche. Herzlichen Glückwunsch!

Nun blieb nur noch ein Geheimnis zu lüften: Der nächste Konferenzort! 25 Jahre nach der Entwicklung der ersten ILIAS-Version geht es im Jahr 2023 zurück zu den Wurzeln an die Uni Köln. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste große Konferenz. Wer daran aktiv mitwirken möchte, kann sich noch bis zum 23. Dezember für das Programmkomitee bewerben.


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