ILIAS-Blog

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Vereinsmitglieder haben gewählt: Das neue Technical Board möchte Stabilität, Offenheit und klare Prozesse fördern

Seibt, Alina [alina.seibt] - 31. Jul 2025, 12:20

Volles Haus. Spannung bis zum Schluss. Bei der Mitgliederversammlung im März stand vieles auf der Agenda: Finanzen, Geschäftsordnung, Entwicklung. Und wie alle zwei Jahre stand auch in diesem Jahr die Wahl des neuen Technical Boards (TB) an – mit mehr Kandidat:innen als Sitzen. Erst zum zweiten Mal seit Bestehen des Gremiums gab es eine echte Wahl. Wer sind die neuen und wiedergewählten Mitglieder des TB? Und welche Themen bewegen sie in den kommenden zwei Jahren besonders?

Gehen wir erstmal ein paar Schritte zurück: was ist das TB eigentlich? Alle zwei Jahre werden auf der Mitgliederversammlung fünf Mitglieder für das Technical Board mit einfacher Mehrheit gewählt. Das ehrenamtliche TB ist zuständig für Softwarearchitektur, Performanz, Sicherheit, Bedienungskonzepte (also Usability) sowie Qualitätssicherung und Entwicklungsprozesse und hat dafür jährlich ein auf der Mitgliederversammlung festgelegtes Budget zur Verfügung (weitere Infos zum TB). Das TB ist als Kompetenzteam beratend eingebunden. Ihre Aufgabe ist also nicht das Entwickeln von Code. Vielmehr sollen sie auf dem Weg zu neuem Code und neuen Prozessen sowohl Entwickler:innen, als auch den Produktmanager unterstützen und haben in ihrer Rolle als Berater auch ein Vetorecht.

Die „echte Wahl“ in diesem Jahr zeigt, dass die Beteiligung in der ILIAS-Community wächst. Und das ist gut so. In unserer zunehmend komplexen digitalen Lernlandschaft braucht es Menschen, die Innovation, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit verbinden. Die Gewählten bringen genau das mit. Sie vereinen Erfahrung mit frischen Ideen und haben eine klare Vision für die kommenden Jahre. Schauen wir mal genauer hin…

ILIAS - Schrift besteht aus vielen einzelnen kleinen Menschen von oben

Verständlichkeit und Beteiligung fördern

Franziska Wandelmaier

Mehr Beteiligung braucht mehr Verständlichkeit. Das ist ein Punkt, der bei mehreren Mitgliedern ganz oben steht. Franziska Wandelmaier, seit vielen Jahren am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im ILIAS-Support aktiv, möchte dazu beitragen, dass die Themen des TB auch für Nicht-Techniker:innen greifbarer werden, „um somit hoffentlich für mehr Einigkeit und weniger Missverständnisse zu sorgen“. Für sie ist klar: Gute Kommunikation bringt Menschen zusammen.

Rob Falkenstein

Auch Rob Falkenstein von der Universität Freiburg sieht in der Kommunikation einen wichtigen Hebel. Mit seinen Rollen in der Systemadministration, in der konzeptionellen Weiterentwicklung und der Beratung von Nutzer:innen möchte er eine neue Perspektive in die Arbeit des Boards einbringen. Er will dabei helfen, Abläufe transparenter zu gestalten. Menschen, die neu zur Community stoßen, sollen schneller verstehen, wie sie mitwirken können. Aber auch langjährige ILIAS-User:innen sollen in deren Teilhabe unterstützt werden.

Michael Jansen

Michael Jansen, Entwickler beim Service-Provider Databay und seit 2016 Mitglied im Technical Board, denkt in eine ähnliche Richtung. Für ihn geht es darum, den Einstieg zu erleichtern. Neue Mitwirkende sollen nicht erst durch endlose Strukturen navigieren müssen. Sie sollen schnell produktiv werden – und sich willkommen fühlen.

Eine offene, verständliche Kommunikation ist dabei nicht nur eine Frage der Freundlichkeit, sondern auch die Basis für konstruktive Zusammenarbeit. Und genau die braucht es, wenn es um Qualität und Pflege der Plattform geht.

Qualität sichern

Technische Weiterentwicklung ist wichtig. Aber sie darf nicht zulasten von Stabilität und Zuverlässigkeit gehen. Das betonen alle fünf Mitglieder.

Michael bringt es auf den Punkt: „ILIAS soll auch weiterhin nicht durch eine Flut neuer Features wachsen.“ Qualität geht vor. Neue Features brauchen eine gute Begründung. Alte, fehleranfällige Komponenten sollen überarbeitet oder ersetzt werden – aber mit Bedacht.

Marvin Hackfort

Durch automatisierte Testverfahren soll die Stabilität von ILIAS kontinuierlich gesichert werden. Marvin Hackfort, Leiter des Digital Learning and Services Centers der katho NRW, ist wichtig „eine gelebte Initiative für gegenseitige Code-Reviews zu etablieren, damit auf einen Blick ersichtlich wird, wie gut einzelne Komponenten gepflegt und gewartet sind“.

Auch Franziska spricht das Thema Grundpflege an. Sie weiß, wie wichtig ein stabiler Betrieb im Alltag ist. Darum liegt ihr das Thema Grundfinanzierung für die Basispflege sehr am Herzen.

Beim letzten großen Update an Robs Universität wurde deutlich, wie sehr eine saubere Qualitätssicherung helfen kann. Fehler, die dort aufgetreten sind, könnten durch koordinierte Community-Prozesse bereits im Voraus beseitigt werden. Hier besteht also Potenzial, weiß er.

Solche Erfahrungen zeigen, wie stark Qualität und Kommunikation miteinander verbunden sind. Sie zeigen aber auch, dass gute Strukturen nicht nur im Kernsystem liegen müssen – sondern oft an den Schnittstellen. Hier kommen die Plugins ins Spiel.

Plugins neu denken

Richard Klees

Ein Thema, das mehrere Mitglieder beschäftigt, ist das zukünftige Verhältnis zwischen Kernfunktionen und Plugins. Die sogenannte Component Revision macht es möglich, hier neue Wege zu gehen.

Richard Klees, einer der Geschäftsführer:innen beim Service-Provider CaT – Concepts and Training und ebenso wie Michael schon seit 2016 im TB, hat an den Grundlagen dafür mitgearbeitet. Bisher galt: Entweder ist eine Funktion im Kern oder sie ist ein Plugin. Künftig wird es technisch leichter, dazwischen zu wechseln. Dadurch entstehen unter Umständen neue Fragen: Können Plugins auch in den Kern überführt werden? Oder sollten einzelne Kernfunktionen zukünftig besser als Plugin weiterleben? „Neben dem unmittelbaren Einfluss auf die Bereitstellung der Plugins würden sich vermutlich auch einige Diskussionen entspannen, da die Frage »Entwicklung als Plugin oder für den Kern?« keine Entscheidung mehr für die Ewigkeit sein müsste. So könnten auch Szenarien, in denen z.B. etwas ausprobiert werden soll, am Ende einen Kernbeitrag leisten“.

Damit rückt auch die Frage nach Qualitätsstandards und klaren Zuständigkeiten stärker in den Mittelpunkt. Denn je durchlässiger die Grenze zwischen Kern und Plugin wird, desto wichtiger werden nachvollziehbare Prozesse. Diese Prozesse betreffen nicht nur technische Abläufe und das Coding, sondern auch zentrale Anforderungen wie Sicherheit.

Sicherheit weiterdenken

IT-Sicherheit bleibt ein Kernthema für das neue TB. In den letzten Jahren wurde viel erreicht. Unter anderem auch durch die Arbeit der Security-Gruppe, in der Rob aktiv mitwirkt. Er hat miterlebt, wie sich Abläufe verbessert haben. Sicherheitslücken werden schneller erkannt und kommuniziert. Diese Entwicklungen will er vom TB aus weiter unterstützen.

Auch Michael bleibt beim Thema Sicherheit dran. Er möchte sich für bessere Prozesse, mehr Transparenz und die gezielte Härtung von ILIAS einsetzen. „Denn nur eine sichere Plattform ist eine langfristig erfolgreiche Plattform. Sicherheitslücken frühzeitig erkennen und vermeiden, Prozesse zur Behebung verbessern und eine enge Zusammenarbeit mit der Community - insbesondere der Security-Gruppe - stärken - das sind Aufgaben, die ich vorantreiben möchte.“

Richard verweist auf konkrete Verbesserungen, die bereits eingeführt wurden: ein eigenes Ticket-System, Security-only-Versionen und ein strukturierterer Umgang mit Abhängigkeiten. Neben anderen Veränderungen, die das TB in der Vergangenheit vorangetrieben hat, geht es ihm auch hier „nun darum, die Ideen und bereits gemachten Veränderungen vollständig in die Praxis zu überführen und erst dann zu schauen, ob weitere Verbesserungen an den Grundlagen oder an Details möglich und/oder nötig sind“.

Dass das Thema Sicherheit nicht im Widerspruch zur Weiterentwicklung der Software steht, zeigt sich in vielen Bereichen – besonders dort, wo technische Anforderungen auf gesellschaftliche Verantwortung treffen. Ein Beispiel dafür ist die Barrierefreiheit.

Barrierefreiheit mitdenken

Das Thema Barrierefreiheit soll in den kommenden zwei Jahren erneut Beachtung finden. Hochschulen sind inzwischen gesetzlich dazu verpflichtet, digitale Anwendungen möglichst barrierefrei anzubieten. „Auch wenn ILIAS hier schon viel erreicht hat, gibt es sicher noch Potenzial“, sagt Marvin. Das neue TB möchte das Thema Barrierefreiheit vertiefen und auch die Perspektive der Anwender und Anwenderinnen noch stärker in die Entwicklung einfließen lassen. Barrierefreiheit soll Teil jedes Entwicklungsschritts sein.

„Ich denke allein durch die Umstellung des Codes auf die wesentlich besser wartbaren Kitchen-Sink Elemente, hat das TB in den letzten Jahren sehr gute Arbeit gemeinsam mit den Entwickler:innen geleistet“, freut sich Marvin. Diese Art von Wiederverwendbarkeit des Codes an verschiedenen Stellen verringert die Fehleranfälligkeit enorm und erhöht an vielen Stellen im System die Barrierefreiheit. Zwei Fliegen mit einer Klatsche, sozusagen.

Ein diverses Team mit gemeinsamen Zielen

Die Mitglieder des neuen Technical Boards kommen aus verschiedenen Bereichen. Hochschulen, Dienstleister, Entwicklung, Support, Systemanbieter. Sie kennen ILIAS aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Und genau das ist ihre Stärke.

Was sie eint, ist der Wunsch nach sinnvoller Weiterentwicklung. Nicht alles neu machen – aber vieles besser. „Ich würde mich freuen, in einem neuen Team neue Perspektiven und Lösungen für alte oder neue Probleme zu entwickeln", sagt Richard.

Das neue Board will ILIAS gemeinsam mit der Community voranbringen. Mit klarer Kommunikation, tragfähigen Strukturen und dem Mut, Bestehendes zu hinterfragen. Nicht mit lauten Versprechen – sondern mit durchdachten Schritten.

Kontakt

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Das TB hat eine eigene Mailingliste und kann darüber kontaktiert werden: tb@lists.ilias.de


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