ILIAS-Blog

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Mehr als Software: Was von der ILIAS-Konferenz 2025 bleibt

Seibt, Alina [alina.seibt] - 23. Jun 2025, 11:40
Banner ILIAS-Konferenz in Berlin

Zwei Tage ILIAS-Konferenz. Über 60 Sessions, 100 Speaker, fast 300 Teilnehmende, etwa 50, die virtuell zuhörten. Und zwei Themen, die alles überstrahlten: Open Source Software und Künstliche Intelligenz. Doch wer dabei nur an Technik denkt, liegt falsch. Es ging um mehr. Um Gemeinschaft. Um Zukunft. Um Offenheit. Und um Chancen und Perspektiven.

 

Veranstaltungsort war die historische Villa Elisabeth in Berlin-Mitte. Im umgebenden Park wurde geredet und vernetzt – auch das Social Event fand hier statt. Begleitet von einem DJ und – zum Glück – bei überwiegendem Sonnenschein. Die Location war kompakt und übersichtlich und ermöglichte dadurch das Knüpfen von Kontakten in familiärer Atmosphäre. Wer wollte, konnte vor dem Social Event noch an einer Führung entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze teilnehmen und dabei einen Ort mit bewegter Geschichte erkunden. Ein kleines Highlight der Konferenz (neben all den spannenden Beiträgen natürlich) war auch das Catering, das in der angrenzenden Kirche St. Elisabeth serviert wurde. Alles in allem atemberaubend – sowohl die Location als auch das Essen.

Die Tage waren geprägt von zukunftsweisenden Themen: In Keynotes und Vorträgen ging es um digitale Transformation, offene Technologien und die Gemeinschaft der Nutzenden. So betonte beispielsweise Dr. Johanna Sprondel (Urania Berlin) in ihrer Eröffnungsrede die Bedeutung der richtigen und vor allem sinnvollen digitalen Transformation als essenzielle Zukunftskompetenz. Anschaulich erläuterte sie, wieso etwas nicht automatisch besser ist, nur weil es digitalisiert wurde. Digitalisierung kann Dinge verbessern, aber das Wie ist entscheidend. Ein Aspekt, der sich wie ein roter Faden durch viele Beiträge der Konferenz zog.

Was das Programm darüber hinaus so besonders machte, war die Vielfalt der Perspektiven. Einhundert Referent:innen gestalteten die beiden Tage mit ihren Workshops, Lightningtalks, Erfahrungsberichten und Vorträgen. Ohne sie wäre das Programm nicht so bunt, nicht so informativ und längst nicht so lebendig gewesen. Ihr Engagement hat diese Konferenz zu dem gemacht, was sie war: inspirierend, relevant und voller Impulse für morgen.

Ausschilderung zum Konferenzgelände
St. Elisabeth von innen während der Mittagspause: Platz für das Catering und zum gemeinsamen Austauschen
Der "Säulensaal" in der Villa
Blick auf die Technik im Säulensaal
Gemeinschaftlich im Park: Teilnehmende vernetzen sich
Blick auf den DJ-Pult am Abend
die beleuchtete Kirche von innen am Abend
Social Event im Park
Nahaufnahme von Laptop und Mikrofon während einer Präsentation
Foto vom gebannten Publikum

Digitale Souveränität

Vielen wurde in Berlin eines erst so richtig klar: ILIAS ist mehr als nur eine Lernplattform. Mit Millionen von Studierenden, die täglich darauf zugreifen ist es Teil unserer digitalen Grundversorgung. Kritische Infrastruktur, die offen, frei und datenschutzkonform ist und bleiben muss.

Gerade in Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen und politischer Umbrüche wird digitale Souveränität zur zentralen Zukunftsfrage. Und genau diesen Spirit hat die Konferenz transportiert: mit Nachdruck und einer spürbaren Aufbruchsstimmung.

Ein starkes Signal kam am Donnerstagvormittag vom Roundtable zum Thema Open Source und Digitale Souveränität. Mit dabei: Dr. Anne-Sophie Waag von Wikimedia Deutschland e.V., Cornelis Kater von der Leibniz Universität Hannover und Mitbegründer der osbn-Vereinigung, Matthias Kunkel vom ILIAS open source e-Learning e.V. sowie Monika Ilves vom digitalpolitischen Verein D64. Was sie einte: die Überzeugung, dass echte Unabhängigkeit nur mit freier Software möglich ist – europäisch gedacht, gemeinschaftlich entwickelt, nachhaltig finanziert.

Wer ILIAS nutzt, leistet bereits einen Beitrag. Aber das allein reicht nicht. Es braucht politischen Willen, öffentliche Förderung und vor allem langfristige Strategien. Nicht als Lippenbekenntnis, sondern als echte Investition in unsere digitale Selbstbestimmung.

Was von dieser Diskussion bleibt? Ein Ziel, das größer ist als jede einzelne Plattform. Und eine Community, die längst losgegangen ist – Schritt für Schritt, Code für Code.
ILIAS bewegt sich. Und wir mit ihm.

Roundtable auf der Bühne - moderiert von Philipp Kröpelin
Gruppenfoto aller Teilnehmenden

Künstliche Intelligenz: Gamechanger oder bloßer Hype?

Am Donnerstagnachmittag wurde es rasant: In neun Lightningtalks präsentierten Speaker:innen ihre Themen in jeweils 10 bis 15 Minuten – kurz, pointiert und auf den Punkt. Es ging um neue Studien, KI-Alternativen, innovative ILIAS-Plugins. Kurzweilig, abwechslungsreich und alles andere als trocken.

Dass Künstliche Intelligenz längst auch im Bildungsbereich angekommen ist, steht außer Frage. Aktuelle Studien zeigen: Rund 90 % der Studierenden nutzen KI bereits im Alltag (siehe Foto unten) – vor allem als digitalen Lerncoach. KI beantwortet Fragen, hilft beim Strukturieren, generiert Aufgaben. Und ja, es gibt Missbrauch. Aber der Regelfall ist der, dass KI unterstützend und konstruktiv eingesetzt wird.

Genau diese Art der Nutzung muss auch in der Lehre ihren Platz finden. Nicht als Tabu, sondern als Chance. Denn eine Bildung ohne KI? Das ist kaum noch vorstellbar.

Wie der Einsatz von Open-Source-LLMs (Large Language Models) im Bildungskontext gelingen kann, zeigten u. a. Andreas Pippow (Fraunhofer), Anne-Sophie Waag (Wikimedia) und die ILIAS-Service Provider leifos und Surlabs. Auch ihre Botschaft war klar: Es braucht Alternativen zu den großen US-Plattformen – souverän, datenschutzkonform, gemeinwohlorientiert.

Doch noch fehlt es an klaren Regeln. Hochschulen stehen vor der Aufgabe, eigene Policies für den KI-Einsatz zu entwickeln – jenseits von ChatGPT, jenseits der grauen Zone. Die Diskussion ist eröffnet. Und sie ist längst überfällig.

Für eine nachhaltige Zukunft

Nachhaltigkeit spielte in der Planung der diesjährigen ILIAS-Konferenz eine zentrale Rolle und wurde konsequent mitgedacht. Die Veranstaltung sollte so ressourcenschonend wie möglich gestaltet werden. Und das hat funktioniert. Auch dank der Offenheit und Unterstützung der Teilnehmenden.

Zur Anreise wurden Bahn und öffentlicher Nahverkehr aktiv empfohlen. Mit Erfolg! 63 % reisten mit der Bahn an, nur 8 % nutzten das Flugzeug, 11 % kamen mit dem Auto, und 18 % (alle aus Berlin) setzten auf Öffis oder das Fahrrad.

Wer genau hinschaute, merkte schnell, dass manche Dinge diesmal anders liefen. Vor Ort wurde komplett auf gedrucktes Material verzichtet. Keine Flyer, keine Programme auf Papier. Stattdessen lief alles digital. Das Catering war nachhaltig und lokal konzipiert und auf Mülltrennung wurde geachtet.

Mittagessen in der Kirche
Anmeldung vor der Konferenz - Hier wurden Infos zur Anreise erfasst
Foto vom begeisterten Publikum

Laut Atmosfair-Eventkalkulator verursachte die gesamte Veranstaltung – inklusive Anreise, Übernachtung, Catering und Location – rund 40 Tonnen CO₂. Das entspricht etwa fünf Hin- und Rückflügen von Frankfurt nach Sydney. Zum Vergleich: ohne all die Maßnahmen hätten es gut und gerne 50 oder mehr Tonnen CO2 sein können. Mit einer Ersparnis von 10 Tonnen könnte man etwa 1,4 Mal mit dem Auto um die Welt fahren oder einen 4-Personen-Haushalt über 7 Jahre mit Strom versorgen. Wahnsinn!

Kurz gesagt: Nachhaltigkeit war keine bloße Fußnote, sondern Teil des Konzepts. Und es war schön zu sehen, wie gut das angenommen wurde.

Für das Team der Kröpelin Projekt GmbH war die Organisation der diesjährigen ILIAS-Konferenz nicht nur ein großer Kraftakt, sondern auch eine besondere Erfahrung. Die Vorbereitung war intensiv, aber sie bot die Gelegenheit, neue Wege zu gehen, kreative Formate auszuprobieren und sich im Team ganz neu zu erleben. Rollen wurden getauscht, Ideen weitergedacht, Routinen bewusst hinterfragt. Und der Aufwand hat sich gelohnt. Das durchweg positive Feedback der Teilnehmenden war eine große Bestätigung und Motivation zugleich. Die Konferenz hat nicht nur inhaltlich begeistert. Sie hat auch gezeigt, was möglich ist, wenn Engagement und Gemeinschaft aufeinandertreffen.

Und was bleibt? Ein Gefühl von Aufbruch. Ein System in Bewegung. Und eine Community, die das möglich macht – mit Leidenschaft, Haltung und einer klaren Vision.

Gastgeber Philipp Kröpelin und Bettina Neuhaus bei ihren Begrüßungsworten
Gastgeber Philipp Kröpelin und Bettina Neuhaus bei ihren Begrüßungsworten

We'll meet again!

Die nächste Gelegenheit, dieses Miteinander zu erleben, lässt nicht allzu lange auf sich warten: Am 09. und 10. September 2026 geht die ILIAS-Konferenz in Hamburg in ihre 25. Runde. Mit neuen Themen, frischen Ideen und ganz sicher wieder diesem besonderen Spirit, der ILIAS mehr sein lässt als nur irgendeine Software.

Für alle, die bis dahin nicht genug von der ILIAS-Konferenz kriegen können, gibt es die Aufzeichnungen der Live-Streams beider Tage auf dem YouTube-Kanal des Vereins. Reinschauen lohnt sich – ob zum Nachholen, Wiederentdecken oder Weiterdenken. Und wer künftig nichts verpassen will, meldet sich am besten gleich zum Konferenz-Newsletter an. So landen alle Neuigkeiten direkt im Postfach.


Comments

  • User Avatar of Fabian

    Kruse, Fabian [Fabian]

    Danke für den Bericht und die Fotos. Schön, auch als Zuhausegebliebener etwas mehr über diese besondere Konferenz zu erfahren. :)

    Created on26. Jun 2025