ILIAS-Blog

Neuigkeiten und Hintergründe zu ILIAS - dem Open Source LMS

Community Stories: Schule und ILIAS? "Das geht definitiv"

Seibt, Alina [alina.seibt], Kunkel, Matthias [mkunkel] - 20. Mar 2025, 10:00

Immer mehr Schulen nutzen digitale Lernplattformen wie ILIAS. Vor allem in Corona-Zeiten nahmen sie an Wichtigkeit zu. Vielerorts sind sie kaum noch wegzudenken. Auch am Clara-Schumann-Gymnasium (CSG) in Holzwickede ist ILIAS seit Jahren fester Bestandteil des Schulalltags. Jörg Meyer ist Oberstufenkoordinator, selbst Lehrer und Digitalisierungsverantwortlicher am CSG und steht gerne für ein paar Fragen für unseren Blog bereit. Er gibt uns einen Einblick, wie das LMS an einer Schule genutzt wird und welche Vorteile es für Lehrer:innen und Schüler:innen bringt.

Alina:

Jörg, du bist als Oberstufenkoordinator tätig und unterrichtest die Fächer Chemie und evangelische Religion. Außerdem bist du maßgeblich an der digitalen Entwicklung des Clara-Schumann-Gymnasiums beteiligt. Das hört sich nach ganz schön viel wertvoller Arbeit an.

Schon seit 2010 nutzt du ILIAS im Chemieunterricht. Die Plattform kennst du demnach mittlerweile schon richtig gut. Da ist es nicht verwunderlich, dass du die Einführung und den Ausbau des LMS am CSG intensiv begleitet hast. Das CSG hat etwa 680 Schüler:innen und legt einen besonderen Schwerpunkt auf Musik. Kannst du uns mehr über dieses Profil erzählen?

Jörg:

Ja, ein wichtiges Merkmal unserer Schule ist der musikalische Schwerpunkt. Wir bieten talentierten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, durch ein sogenanntes Drehtürmodell individuell gefördert zu werden. Das bedeutet, dass sie für bestimmte Zeiten den regulären Unterricht verlassen dürfen, um sich intensiv ihrer musikalischen Entwicklung zu widmen. Darüber hinaus haben wir eine Lernwerkstatt, in der wir sowohl inklusiv arbeitende als auch hochbegabte Schüler:innen gezielt unterstützen.

Alina:

Ab welcher Jahrgangsstufe wird ILIAS bei euch genutzt?

Jörg:

Ab Jahrgang 5 kommt ILIAS im Informatikunterricht zum Einsatz und wird gleichzeitig als Schulinformationssystem genutzt. Ab der Jahrgangstufe 9 nutzen Schülerinnen und Schüler ILIAS dann zur Organisation verschiedener Gruppen und Thematiken, für Distanzlernen und einiges mehr.

Alina:

Du hattest mir vorab erzählt, dass es eine Schüler- und eine Lehrerinstanz gibt. Das hört sich nach zwei verschiedenen ILIAS-Systemen an. Oder arbeitet ihr mit Rechten?

Jörg:

Es handelt sich um eine einzige ILIAS-Installation, die jedoch zwei getrennte Bereiche hat: einen für die Lehrkräfte und einen für die Schüler und Schülerinnen. Die Zugriffsrechte sind klar geregelt und jede Gruppe sieht genau die Inhalte, die für sie bestimmt sind.

Alina:

Gut, dass das Rechte- und Rollensystem von ILIAS so viele Optionen bietet. Seit wann nutzt ihr ILIAS als Lernmanagementsystem? Wie kam es dazu, den Unterricht digital zu erweitern?

Jörg:

Für die interne Kommunikation und die Fachschaftsarbeit setzen wir ILIAS seit 2016 ein. Mit der Corona-Pandemie haben wir dann ein Rollout für die gesamte Schule durchgeführt, um Distanzunterricht zu ermöglichen. Wir haben versucht, Videokonferenzen über BigBlueButton in ILIAS zu gestalten. Aufgrund von Kapazitätsengpässen unseres Schulservers wurde dann aber ein anderer Anbieter verwendet.

Alina:

Ich glaube, viele Schulen (und natürlich auch alle anderen) wurden mit der Pandemie vor große Herausforderungen gestellt. Wie hast du die Einführung von ILIAS erlebt? Gab es anfängliche Widerstände oder andere Herausforderungen?

Jörg:

Das Rollout war während der Pandemie mit sehr viel Arbeit verbunden. Ich war trotz Unterstützung für viele Aufgaben selbst verantwortlich und auch der Problemlöser bei Kolleginnen und Kollegen.

Unser Server hatte einige Kapazitätsengpässe und daher war ILIAS bei den Schülerinnen und Schülern nicht sonderlich beliebt. Microsoft 365 und Teams waren ja so viel einfacher... Da Datenschutz an unserer Schule jedoch eine große Rolle spielt, haben wir uns bewusst für Open-Source-Lösungen entschieden. Die Microsoftprodukte können sie schließlich auch im Unterricht mit ihrem A3-Zugang kennenlernen.

Trotzdem haben wir uns auch aus praktischen Gründen für Schüler- und Lehrer-iPads entschieden, da die Schulorganisation so einfacher umzusetzen war.

Ansicht Schulgebäude

Alina:

Jetzt gibt es in eurem ILIAS also Bereiche, auf die nur die Lehrenden zugreifen können. Welche Prozesse organisiert ihr über ILIAS? Und was hat euer Lehrerbereich noch zu bieten?

Jörg:

Sehr viel. Zum Beispiel laufen die Organisation von Fachschaftsarbeit, schulischer Inklusion und individueller Förderung über die Plattform, als auch die Buchung von Räumen und Medien. Wir haben auch ein Lexikon für neue Mitarbeitende angelegt und tauschen fächerübergreifende Materialien aus.

Besonders hilfreich ist, dass wir die Kurswahlen der Oberstufe über die ILIAS-Übung abwickeln. Die Schülerdaten werden so direkt digital verarbeitet.

Alina:

Und auf welche Angebote und Optionen eures Lehrerbereichs greifst du persönlich am liebsten zurück?

Jörg:

Auf das Buchungspool für iPads und den Vertretungsstunden-Ordner, in dem kranke Kolleginnen und Kollegen Aufgaben für ihren zu vertretenden Unterricht hinterlegen können.

Außerdem benutze ich gerne den Fragenpool der Chemie. Das ist eine Aufgabensammlung, mit der man für Schüler:innen Kompetenzchecks (also ILIAS-Tests) zusammenstellen kann.

Alina:

Ich finde es schön, dass ihr euch untereinander so austauschen könnt. Wie sieht es mit dem Schülerbereich aus? Nutzen auch die Schüler:innen ILIAS selbstständig zur Organisation?

Jörg:

Ja, besonders ab Jahrgang 9 organisieren sie sich zunehmend eigenständig. Gruppen wie die Medienscouts, der Schulsanitätsdienst oder die Schülervertretung nutzen ILIAS für ihre Arbeit. Für die Schülerinnen und Schüler ist es überwiegend kein Problem, ILIAS zu nutzen.

Materialien aus dem Unterricht wandern als Foto bzw. als pdf-Dokument in den Kursordner, der in der Regel nach dem jeweiligen Unterrichtsvorhaben strukturiert ist. Fehlende Schüler können dann auf diese Materialien zugreifen. Es werden aber auch Übungen mit Abgabeterminen für Projektarbeiten und Hausaufgaben verwendet. Hier häufiger in der Sek. II als in der Sek. I.

Darüber hinaus stehen den Schüler:innen auch Materialien zur selbstständigen Abiturvorbereitung und Lernerfolgsüberprüfungen zur Verfügung.

Alina:

Wie stellt ihr denn sicher, dass alle Schülerinnen und Schüler Zugriff auf ILIAS haben? Hat jede:r einen Laptop oder ähnliches?

Jörg:

Ja, ab der Jahrgangstufe 9 (künftig ab Jg. 8) erhalten alle Schüler:innen ein kostenfreies Dienstgerät - ein iPad. So stellen wir sicher, dass alle datenschutzkonform arbeiten können. In den Jahrgängen 5 bis 7 werden iPad-Koffer für den Unterricht genutzt.

Alina:

Klasse, dass ihr diese Möglichkeit habt. Das klappt bestimmt auch aus finanziellen Gründen nicht an allen Schulen. Hat die Einführung von ILIAS deiner Meinung nach positive Effekte auf das Lernen und die Medienkompetenz der Schüler:innen?

Jörg:

Definitiv. ILIAS hat uns über die Coronazeit gerettet. Mit ILIAS müssen wir keine Tools wie Logineo Datensafe nutzen, da wir unsere Daten selbst behalten.

Was wir noch ändern müssen, sind die graphischen Möglichkeiten, die ILIAS bietet, die aber bisher noch nicht umgesetzt wurden.

Schüler erfahren mit ILIAS, dass es etwas anderes als WhatsApp und TikTok gibt. Sie erfahren weiter, dass ILIAS als freie Open-Source-Software eine Alternative zu Mircosoft-Produkten ist, besonders in der heutigen Zeit, in der man mit seinen Daten zahlt.

Echte individuelle Förderung ist nur mit LMS-Systemen möglich, die echtes selbstgesteuertes Lernen ermöglichen. Wie will man sonst Schülerinnen und Schüler mit zieldifferenziertem Lernziel (Stichwort Inklusion), Schüler:innen ohne Deutschkenntnisse, Regelschüler und Hochbegabte, die zwei Jahrgangsstufen übersprungen haben, in einer Klasse angemessen beschulen?

Alina:

Das klingt nach wunderbarer Werbung für LMS an Schulen. Welche Tipps hättest du denn für andere Schulen, die ein LMS wie ILIAS einführen wollen?

Jörg:

Schulen in NRW wird vom Land das landesweite LMS Logineo-NRW empfohlen, welches auf Moodle-Basis läuft. So kann man, nach Aussage des Landes, garantiert datenschutzkonform arbeiten. Wenn man aber Logineo mit ILIAS vergleicht, dann ist Logineo ein Kleinwagen und ILIAS ein Tanker. Bisher kann man in Logineo keine Dokumente bearbeiten, was sich aber künftig ändern soll. Was ich bei Logineo auch vermisse, sind gute Funktionen im Testtool. Diese müsste man extern hinzukaufen.

Einige Schulen nutzen auch iServ, wo diese Testtools aber auch nicht vorhanden sind.

Nach der neuesten Rechtssprechung schreibt der Schulträger Schulen in NRW verbindlich Lernmanagementsysteme zur Nutzung vor. So bleibt den Schulen leider nicht wirklich die Wahl. Da wir aber in einer kleinen Kommune liegen, konnten wir unsere Wünsche sehr gut mitteilen.

Den Schulen, die über ILIAS nachdenken, rate ich, Kontakt mir anderen ILIAS-Schulen aufzunehmen. So können sie die Vor- und Nachteile aus erster Hand erfahren.

Alina:

Besten Dank, lieber Jörg, für deinen spannenden Einblick in ein für mich völlig fremdes Einsatzszenario von ILIAS. Ich hoffe, dass noch viele weitere Schulen in Zukunft von ILIAS profitieren und sich so stark für ihre Schülerinnen und Schüler einsetzen, wie ihr das am Clara-Schumann-Gymnasium macht.

Und zum Abschluss gibt es für alle Interessierten hier auf unserer docu.ilias eine Special Interest Group (SIG) für Schulen: Hier entlang

Ansicht 2 vom Schulgebäude

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