In "Community Stories: Menschen. Projekte. Praxis" geben wir Einblicke in die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von ILIAS. Völlig egal. ob Hochschule, Unternehmen oder Organisation: unsere Community zeigt, wie individuell ILIAS eingesetzt werden kann. Gemeinsam beleuchten wir inspirierende Geschichten und Pläne für die Zukunft, Herausforderungen und Erfolgserlebnisse – von innovativen Lehrkonzepten bis hin zu beeindruckenden Projekten, die durch ILIAS möglich werden. Von euch, für euch. Heute gibt uns Jesús Copado von SURLABS einen spannenden Einblick in die Entwicklungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in ILIAS und zeigt uns, dass wir auch im Bildungssektor über die Potenziale dieser vermeintlichen "Gefahr" nachdenken dürfen.

Alina:

Hi Jesús, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Erzähl doch erstmal, wer du bist und was dich als ILIAS-Dienstleister so besonders macht.

Jesús:

Hallo! Vielen Dank für die Einladung.

Wir sind stolz darauf, der jüngste und südlichste ILIAS-Dienstleister zu sein. Ich bringe über ein Jahrzehnt Erfahrung als ILIAS-Entwickler und Manager an der Universität Erlangen mit. Nachdem ich in meine Heimatstadt Dos Hermanas in Spanien zurückgekehrt bin, habe ich zusammen mit meinen Kollegen Juan und Dani SURLABS gegründet.

Obwohl wir nur ein kleines Team von fünf Entwicklern sind, haben wir eine große Leidenschaft für die Softwareentwicklung und widmen uns der Integration von Spitzentechnologien in ILIAS. Unser Fokus liegt derzeit auf der Nutzung von KI, um ILIAS zu verbessern und sicherzustellen, dass es sowohl mit Open-Source- als auch mit kommerziellen LMS-Plattformen konkurrenzfähig bleibt. Wir sind zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, diese Vision zu erreichen.

Alina:

Das klingt in der Tat sehr vielversprechend. Hast du Beispiele für innovative Funktionen oder Ansätze, die ihr speziell für ILIAS entwickelt habt?

Jesús:

Die haben wir. Wir sind stolz darauf, die ILIAS-Community zu unterstützen, indem wir Tools und Plugins pflegen und verbessern, die für viele Nutzer unerlässlich sind. So sorgen wir zum Beispiel für die kontinuierliche Weiterentwicklung von STACK, einem fortschrittlichen Fragetyp für die Erstellung von MINT-Fragen sowohl in ILIAS als auch in Moodle; wir haben Whiteboard, ein kollaboratives Echtzeit-Whiteboard, das speziell für ILIAS entwickelt wurde, und einige andere Plugins geschaffen.

Über die Entwicklung neuer Funktionen hinaus leisten wir einen aktiven Beitrag, indem wir wichtige Komponenten wie die LTI-Integration pflegen und bisher nicht gepflegte Plugins wie LiveVoting und Panopto wiederbeleben. Auf diese Weise tragen wir dazu bei, dass ILIAS-Nutzer nicht den Zugang zu wertvollen Funktionen verlieren und stärken die Plattform für die gesamte Community.

Alina:

Du sagtest, dass euer Fokus auf der Nutzung von KI liegt. Habt ihr bereits Künstliche Intelligenz mit ILIAS verbunden? Und wenn ja: wie kann man sich das vorstellen? 

Jesús:

Ja, wir sind aktiv dabei, KI mit ILIAS zu verbinden. Auf dem ILIAS Süd Meeting in Fürth im Dezember 2023 haben wir unser AIChat Plugin vorgestellt, ein Repository Object Plugin für ILIAS.

Dieses Plugin ermöglicht es Nutzern, Chat-Räume zu erstellen, in denen sie mit einem Large Language Model (LLM) wie GPT oder LLaMA interagieren können.

Wir arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung dieses Plugins und erforschen sein Potenzial. Unser nächster Meilenstein ist es, den Nutzern die Möglichkeit zu geben, das LLM mit spezifischen Inhalten aus ILIAS zu füttern, sodass der Chat präziseres und kontextbezogenes Feedback liefern kann. Dies wird das Nutzererlebnis erheblich verbessern, da es auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer innerhalb der Plattform eingeht.

Alina:

Wir dürfen also gespannt bleiben. Künstliche Intelligenz ist ja mittlerweile in vielen Bereich gang und gäbe und kaum mehr wegzudenken. Habt ihr noch mehr dazu geplant?

Jesús:

Wir nehmen die Herausforderungen, die durch Fake News und Fehlinformationen entstehen, sehr ernst. Um dem entgegenzuwirken, erforschen wir aktiv Möglichkeiten zur Nutzung von KI für die automatische Überprüfung der Fakten von digitalen Inhalten. Unser Ziel ist es, ein zuverlässiges Tool zu entwickeln, das Nutzern hilft, die Echtheit von Nachrichten und anderen Informationen im Internet zu überprüfen.

Darüber hinaus erforschen wir innovative Wege, um dieses Tool zur Überprüfung von Fakten in den digitalen Bildungssektor zu integrieren. Auf diese Weise hoffen wir, Lehrende und Lernende in die Lage zu versetzen, Informationen kritisch zu bewerten und so einen sachkundigeren und kritischeren Umgang mit digitalen Inhalten zu fördern.

Alina:

Das klingt wirklich aufregend. Ich hoffe sehr, dass euch das gelingt und wir bald auf noch mehr KI im Bildungssektor hoffen dürfen - unter Berücksichtigung möglicher Risiken. 

Eine sehr aufschlussreiche Keynote zum Thema KI in der Weiterbildung gab es übrigens auf der ILIAS-Konferenz 2024 in Graz. Für die Leser und Leserinnen unter Ihnen, die sich dafür interessieren, wieso KI auch für den Bildungssektor durchaus von Vorteil sein kann, gibt es die Aufzeichnung von Irmgard Hoislbauers Vortrag auf unserem YouTube-Kanal.  

Zurück zu dir, Jesús. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wir sind und bleiben gespannt, was euer noch so junges Unternehmen in Zukunft für die ILIAS-Community bereithalten wird und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja eines Tages auf einer ILIAS-Konferenz bei euch in Spanien!