ILIAS-Blog
Die ILIAS-Community zu Gast in Karlsruhe
Zum 41. Mal traf sich Mitte März die ILIAS-Gemeinschaft, um den aktuellen Entwicklungsstand der Software zu präsentieren und Neuentwicklungen zu diskutieren. Zu Gast war die Community diesmal an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg im schönen Karlsruhe.
Bei genau 100 Anmeldungen passten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch komfortabel ins Audimax der DHBW, wo sie vom Rektor der Hochschule, Prof. Dr.-Ing. Stephan Schenkel willkommen geheißen wurden. Anschließend ging es gleich zur Sache: Stephan Kergomard vom ILIAS Technical Board und ILIAS-Produktmanager Matthias Kunkel zeigten während einer guten Stunde, wo die ILIAS-Entwicklung aktuell steht.
Das Release von ILIAS 9 ist für April geplant. Bis Ende des Monats können dann noch Feature-Vorschläge für ILIAS 10 eingereicht werden. 40 neue Features stehen für Version 10 bereits auf der Agenda. Auch die Themen Security und das neue Maintainerschaftsmodell ("Authorities") wurden in diesem Rahmen besprochen.
Oliver Samoila stellte außerdem den aktuellen Stand des Projekts "Removing LegacyUI" vor. Dies betrifft über 100 Komponenten in ILIAS – und damit alle Maintainer und fast alle Entwicklerinnen und Entwickler. Die Abschaffung der letzten alten UI-Elemente wird sich voraussichtlich noch bis ILIAS 11 hinziehen. Weiteres Funding wird für dieses Großprojekt unbedingt benötigt.
Neben neuen Features und neuer Technik ist Softwareentwicklung immer auch mit allerhand Wartungs- und Pflegeaufgaben verbunden. Dies wurde in den folgenden Präsentationen und Berichten deutlich, die sich den Themen Testing, technische Dokumentation, Barrierefreiheit, Sprachpflege und Benutzerdokumentation widmeten. All diese Daueraufgaben helfen dabei, ILIAS stabil, sicher und anwenderfreundlich zu machen. Und sie alle funktionieren nur dank der finanziellen und personellen Unterstützung durch die Vereinsmitglieder, seine Angestellten und die gesamte ILIAS-Anwenderschaft.
Wie aktiv diese Anwenderschaft ist, zeigte sich auch nach dem Mittagessen. So gab es für diese DevConf derartig viele interessante Beitragsvorschläge, dass das Orga-Team kurzerhand vier Programm-Tracks anbot – den großen Räumlichkeiten der DHBW sei Dank.
Wie schon bei den letzten Entwicklungskonferenzen hatten die Beiträge unterschiedliche Zielgruppen. UI-Interessierten zeigte Ferdinand Engländer, welchen *best practices* man bei der Erstellung von Formularen in ILIAS folgen könnte. Reduzierte man deren Komplexität, könnte ILIAS schneller und einfacher nutzbar sein. Ums Thema Usability, aber auch um die Ästhetik ging es anschließend bei den "Design-Impulsen für einen eigenständigen Standard Content Style" in ILIAS. Hier zeigten Yvonne Seiler und Enrico Zenzen, weshalb sich Aufräumen, Reduzieren und Dokumentieren lohnt, wenn man seinen Anwenderinnen ein schöneres ILIAS bereitstellen möchte – das diese dann auch gerne benutzen.
Um eine höhere Akzeptanz von ILIAS geht es auch bei den Maßnahmen, die das Team um Bettina Solzbacher an der Helmut-Schmidt-Universität gerade umsetzt. Das angestaubte Aussehen des alten ILIAS 7 soll dabei aufgefrischt, ungepflegte Bereiche aufgeräumt werden. Die ersten Änderungen können sich dabei bereits sehen lassen: Das System präsentiert sich deutlich freundlicher und luftiger und findet dank der neuen Struktur eine steigende Akzeptanz bei Anwenderinnen und Anwendern. Eine Toolbox, Design- und Objekt-Vorlagen erleichtern den Umgang mit ILIAS – das nun auch das Intranet an der HSU ersetzen soll. Zukünftig soll ILIAS *die* zentrale Informationsplattform der Universität werden.
Speziell an Entwicklerinnen richtete sich der Workshop von Richard Klees zur Component Revision. Ein Großteil der Grundlagenarbeit ist dabei bereits abgeschlossen – nun gilt es, in der weiteren Code-Entwicklung von ILIAS darauf aufzubauen. Elyesa Seidel und Kseniia Gribchenko von der Uni Düsseldorf stellten in einem Hands-on-Tutorial vor, wie man neben der normalen Systemhilfe auch Hilfetexte für Plugins in ILIAS anbieten kann. Bedingung hierfür war die Unterstützung von mehreren Hilfepaketen durch die Online-Hilfe – ein Feature, das mit ILIAS 9 endlich verfügbar wird. Es können dann mehrere Hilfe-Lernmodule in der Administration hochgeladen werden.
Nach der Mittagspause ging es mit Vollgas weiter im Programm. Im ersten Track präsentierten die FH Dortmund, die Uni Freiburg und die Firma Leifos, wie sie gemeinsam daran arbeiten, eine OER-freundliche Infrastruktur für ILIAS umzusetzen. Aufgebaut wird dabei auf Entwicklungen wie dem OER-Harvester und dem neuen LOM-Editor in ILIAS 9, die der ILIAS-Verein bereits hat umsetzen lassen. Weitere Verbesserungen kommen im Rahmen des ILIAS-nrw-Projekts. Ergänzend dazu arbeitet das Projekt bwOER-Connect daran, den Content-Austausch zwischen verschiedenen LMS zu verbessern. So soll es leichter werden, OER direkt aus ILIAS und Moodle freizugeben und auf zentrale OER-Repositorien zu überführen. Am Ende könnte ein simpler "OER-Button" stehen, der auf beiden LMS funktionsgleich wäre.
Parallel dazu diskutierte Denis Strassner die Chancen und Risiken einer Unterstützung des QTI3-Standards in ILIAS. Hiermit könnten Fragen und Tests aus Drittsystemen besser in ILIAS genutzt und umgekehrt auch ILIAS-Tests standardkonform exportiert werden. Eine Untersuchung der Firma Databay hat den aktuellen Zustand, die Anforderungen und mögliche Probleme betrachtet. Fazit: Eine Zertifizierung wäre wohl machbar. Der Aufwand dafür wäre allerdings enorm – während der Standard bisher global kaum genutzt wird.
In weiteren Präsentationen und Workshops wurden der LTI-Outcome-Service zur Verbindung von ILIAS und Moodle, Erfahrungen mit der ILIAS-Lernsequenz und eine neuartige Umsetzung von Lernpfaden in ILIAS, sowie das Thema AI und ILIAS vorgestellt. Entwicklerinnen und Entwickler kamen außerdem in den Workshops zu Automatisierungsmöglichkeiten in ILIAS über "Activities" und zur Zukunft des ilObjects auf ihre Kosten.
So war auch diese DevConf wieder einmal viel zu schnell vorbei – doch konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Gespräche und Diskussionen auch am Abend fortsetzen: Im großen Saal des Restaurants Burghof der Brauerei Hoepfner fanden alle Interessierten einen Platz zum Abendessen.
Hier konnte man sich auch stärken für die Mitgliederversammlung des ILIAS open source e-Learning e.V., die am nächsten Tag ebenfalls in den Räumen der DHBW stattfinden konnte. Wir danken herzlich für die Gastfreundschaft!
Danke an Ulrike Krückels und Team für die Fotos!