ILIAS-Blog
Bericht aus dem Technical Board: Große Projekte einer großen E-Learning-Community
Einige der vielen Veränderungen in ILIAS 6 haben wir bereits in einem separaten Post beleuchtet. Im lang erwarteten Bericht aus dem Technical Board wollen wir nun die Gelegenheit nutzen, einen Blick hinter die Kulissen der Entwicklung zu werfen. Und natürlich schauen wir im Gespräch mit Board-Mitglied Stephan Winiker auch nach vorne, was uns an größeren Neuerungen mit ILIAS 7 erwartet – und wie diese in der Community geplant und umgesetzt werden.

Hallo Stephan! In der Entwicklung von ILIAS 6 wurde auf eine ganz neue Art zusammengearbeitet. Denn der überarbeitete Look und die verbesserte Navigationsstruktur betraf praktisch alle Komponenten und Anwendungsszenarien von ILIAS. Von Anfang an wurde daher auf Transparenz und Zusammenarbeit gesetzt, um die verschiedenen Interessen der ILIAS-Community zu bündeln.
Neben vielen Workshops wurde ein regelmäßiger Call eingerichtet. Dort wurde viel Konzeptarbeit geleistet und Probleme konnten frühzeitig besprochen werden. So entstand ein informelles Gremium, das für die anstehenden Jour-Fixe-Entscheidungen wichtige Grundsteine legen konnte. Am 3. Februar ist diese Art der Zusammenarbeit mit einem feierlichen Abschluss-Event in Köln – vorerst – beendet worden.
Du warst selber in den Calls aktiv.
Wie bewertet Ihr die Zusammenarbeit im Rückblick?
Wir freuen uns sehr, dass dieses ambitionierte Projekt zu einem Resultat geführt hat, das einen bedeutenden Meilenstein für ILIAS darstellt. Vielen Dank an alle Beteiligten! Das Projekt war von seiner Größe her sicher an der Schmerzgrenze. Wir werden weiterhin versuchen, so große Projekte in kleinere Teilschritte aufzuteilen. Es hat aber auch gezeigt, dass die ILIAS-Community auch umfangreiche Veränderungen in einer positiven Atmosphäre umsetzen kann. Darauf sind wir stolz. Auch die stets zielführende Arbeit des Projektmanagers Enrico Zenzen wurde sehr positiv bewertet.
Nach der Überarbeitung der Navigationsstruktur gibt es auch im Content-Bereich noch viel zu tun. Hier bestehen Ambitionen, mit ILIAS 7 weitere Verbesserungen zu entwickeln. Werden wir auch in Zukunft eine ähnliche Zusammenarbeit in der ILIAS-Entwicklung sehen?
Die nächsten größeren Projekte sind de facto schon am Laufen. Zum einen treffen sich Interessierte seit mehreren Monaten zu zweiwöchentlichen Meetings, um die den ILIAS-Seiteneditor zu überarbeiten. Vor kurzem wurde auch die Arbeit an der Page Layout Revision wieder aufgenommen.
Um diese Formen der Zusammenarbeit in der Community aktiv zu fördern, haben wir im Februar zum ersten Mal einen Jour Fixe durchgeführt, der speziell auf größere Projekte ausgerichtet war. Diese wurden vorgestellt und priorisiert, um eine tiefgreifendere Zusammenarbeit ermöglichen. Dabei hat auch das Technical Board seine Einschätzung der Projekte gegeben.
Zu den vorgestellten Projekten zählte der zweite Teil der Page Layout Revision, ein Umbau des Datei-Handlings und auch die Erneuerung des Seiteneditors. Die vollständigen Informationen dazu findet Ihr im entsprechenden Artikel im Feature-Wiki.
Sind auf Basis der bisherigen Rückmeldungen Veränderungen vorgenommen worden oder geplant?
Ja, es wird auf jeden Fall auch in Zukunft bei größeren Projekten auf einen unabhängigen Projektmanager gesetzt werden. Zudem wird noch stärker darauf geachtet, die Arbeit in überschaubare Pakete aufzuteilen, um das Projektrisiko möglichst klein zu halten. Und auch der eben genannte Jour Fixe zur Planung größerer Projekte ist aus den Erfahrungen der Page Layout Revision entstanden.
Trotz der Offenheit des Verfahrens konnten und können sich natürlich nicht alle Mitglieder der ILIAS-Community beteiligen. Kann man als bisher unbeteiligte Person in die Prozesse immer noch einsteigen? Welches wäre der beste Weg dafür?
Es ist uns sogar sehr wichtig, dass sich die verschiedensten Akteure an unseren Prozessen beteiligen. Wir versuchen, dies durch transparente Prozesse aktiv zu fördern. Ein Einstiegspunkt für die aktuellen Projekte ist die zugehörige Datensammlung. Dort findet man die jeweiligen Kontaktpersonen, die einen mit den nötigen Informationen versehen können.
Die Arbeit in der ILIAS-Community hat eine gewisse Komplexität erreicht. Die Prozesse zur Mitarbeit sind von Projekt zu Projekt unterschiedlich, wofür es durch deren jeweilige Besonderheiten auch gute Gründe gibt. Vieles passiert zudem auch bei persönlichen Treffen, die natürlich aktuell Corona-bedingt etwas eingeschränkt sind. Doch es lohnt sich, auch virtuell an der Development Conference oder am Jour Fixe teilzunehmen. Dabei gibt es sicher noch Möglichkeiten, wie wir die Teilnahme vereinfachen können. Wir freuen uns über gute Vorschläge!
Als Ableger des großen wöchentlichen Calls wurde über einige Monate hinweg auch ein UI-Call eingerichtet. Dort wurden in kleiner Runde Bugs und Probleme mit der Benutzeroberfläche (engl. User Interface, UI) diskutiert und Lösungsvorschläge erarbeitet. Im Vergleich zur sonst eher technischen Entwicklungsperspektive stand hier die Benutzbarkeit und die Ästhetik im Vordergrund: Icons, Farben, Formen und Abstände. Mit der Ausweitung unserer UI „Kitchen Sink“ gewinnt dieses Thema stetig an Bedeutung.
Wird die UI-Verbesserung und Weiterentwicklung dauerhaft auf der Agenda bleiben und wenn ja, in welcher Form?
Ja, das wird sie auf jeden Fall! Das zeigt sich schon nur an verschiedenen laufenden Projekten (vgl. Page Layout Revision Teil 2, Vereinheitlichung der Darstellung der Verfügbarkeiten, Revision des Seiteneditors).
Zudem haben wir einen weiteren Schritt unternommen, um die Beiträge der Leute sichtbarer machen, die im Moment noch im Hintergrund dafür sorgen, dass ILIAS intuitiver, zugänglicher und schöner wird. Unser erster Schritt war es, eine Gruppe von UX- und UI-Experten aufzubauen, die zusammen mit dem Technical Board dafür sorgt, dass UX und UI einen zentralen Platz im ILIAS-Entwicklungsprozess einnehmen. Wir konnten mit Anna Wunderle und Yvonne Seiler zwei ausgewiesene Expertinnen für die Mitarbeit gewinnen. Im Moment sind wir dabei, die Gruppe und die entsprechenden Prozesse auch in der Community sichtbar zu machen.
Zudem haben die Koordinatoren des UI-Frameworks, Richard Klees und Timon Amstutz, die UI-Klinik ins Leben gerufen.
Was hat es damit auf sich?
Die UI-Klinik ist ein Ort, wo man seine Fragen rund um UI und das UI-Framework mit Expertinnen besprechen kann. Dabei können sowohl technische, als auch ästhetische oder prozessbezogene Aspekte angeschaut werden. Durch die Mitarbeit der vorgenannten Expertinnen sind in diesem Forum vielfältiges Wissen und unterschiedliche Blickwinkel präsent. Weitere Information sowie eine Datensammlung, um einen Termin zu vereinbaren finden sich hier.
Wir haben viel über die grundlegende ILIAS-Entwicklung gesprochen. Hierzu passt auch das Thema „Zukunftswerkstatt“. Unter diesem Titel wurden über die SIG Client mittlerweile bereits zwei Veranstaltungen organisiert. Worum geht es in der Zukunftswerkstatt - und was ist mit „Client Side ILIAS“ überhaupt gemeint?
Die Zukunftswerkstätten sollen Mitgliedern unserer Community ermöglichen, gemeinsam mit anderen ihre Ideen auszuarbeiten und diese weiterzubringen. Es geht also darum, die vielen persönlichen Ressourcen in der ILIAS-Community zu aktivieren und den Mitgliedern einen Einstiegspunkt in die verschiedenen Projekte und Prozesse zu bieten. Als Teilnehmer braucht man kein besonderes Vorwissen und keine jahrelange Erfahrung mit ILIAS. Viel wichtiger ist der Wille, selber mit anzupacken, um ILIAS und die Community noch besser zu machen.
Zu Deiner zweiten Frage: ILIAS „Client Side“ beschäftigt sich gewissermaßen damit, wie ILIAS näher zur Nutzerin kommt. Es geht darum, größere Teile der Software im Browser statt auf dem Server laufen zu lassen. Wie können wir dafür sorgen, dass sich ILIAS eher anfühlt wie ein Programm auf dem lokalen Computer als wie eine Webseite? Diese Einstiegsfrage führt aber sehr schnell zu Fragen der Prozesse in der Community, des Veränderungsmanagements und des Aufbaus von Expertise. In den Zukunftswerkstätten ging es unter anderem um den Jour Fixe zu größeren Projekten oder auch um die Etablierung von Expertengruppen.
Bevor wir einen nächsten Termin für einen Zukunftswerkstatt finden, müssen wir nun aber schauen, wie sich die Situation mit Corona weiterentwickelt. Die Zukunftswerkstätten leben stark von der sozialen Interaktion und vom Raum, in welchem sie stattfinden, so dass eine Übertragung dieses komplexen Szenarios in den virtuellen Raum für den Moment nicht geplant ist.
Das ist verständlich. Auch für viele andere Community-Prozesse und Events hoffen wir natürlich, dass wir uns bald auch wieder in größerer Runde persönlich austauschen können. Hierzu passend meine Abschlussfrage, wie es denn bei Euch im Board weitergeht?
Das Technical Board wird sich, wenn die Umstände es zulassen, Ende August zum nächsten Mal persönlich treffen. Wenn das nicht möglich ist, werden wir diese Zeit für ein virtuelles Treffen nutzen. Wir sind es gewohnt, online zusammenzuarbeiten – aber die persönliche Komponente kommt in Coronazeiten leider doch zu kurz. So hoffen wir, dass es mit einem Treffen im Kohlenstoff-Raum klappt. Dies wäre uns besonders wichtig, weil die nächste Entwicklungskonferenz und auch die große ILIAS-Konferenz dieses Jahr online stattfinden werden. Es lohnt sich sicher, die Tage 9. September (Entwicklungskonferenz) sowie 10. und 11. September (ILIAS-Konferenz) für eine Teilnahme zu reservieren.
Stephan, vielen Dank für Deine Zeit!